Seit 1958 lebt Yohng-Sang Kim in Europa. Zunächst nur zum Studium nach Deutschland gekommen, kehrte er auch deshalb nicht in seine Heimat zurück, weil seine Eltern und Brüder nach der neuen Grenzziehung 1953 für ihn unerreichbar in Nordkorea lebten.
In diesem ersten Band seiner Erinnerungen erzählt er bewegend von seiner Kindheit unter der japanischen Besatzung, der Schulzeit und den politischen Umbrüchen zwischen den Kriegen, aber auch vom Koreakrieg, den er nicht zuletzt dank seiner Hilfsdienste für die Amerikaner überlebte.
Und Yohng-Sang Kim läßt die Nachkriegszeit wieder lebendig werden, die Menschen und ihre Schicksale, den Neubeginn in einem zerstörten Land und seine eigenen Bemühungen, in einer sich verändernden Gesellschaft getrennt von seiner Familie seinen Platz zu finden.
Er schafft es, an der Seoul National Universität Schiffs- und Maschinenbau zu studieren, doch muß er viele Hürden überwinden, bis er schließlich sein großes Ziel erreicht: ein weiterführendes Studium im Ausland.
Weitere Bände dieser faszinierenden autobiographischen Aufzeichnungen werden sich mit seinen Erfahrungen in Europa beschäftigen, aber auch mit seinen Bemühungen, Kontakt zu seinen Verwandten herzustellen.
Erst etwa 40 Jahre nach seiner Abreise gelang es Yohng-Sang Kim, seine auch heute noch in Nordkorea lebenden Brüder zu besuchen und genaueres von einer Biographie zu erfahren, die auch die seine hätte werden können.
Das Buch von Yohng-Sang Kim erscheint gut 60 Jahre nach einem anderen Buch, das jahrzehntelang hierzulande den einzigen literarischen Bezug zu Korea darstellte: den Erinnerungen von Mirok LI »Der Yalu fließt«. Mirok Li (1899-1950) verließ mit 20 Jahren nach der japanischen Okupation seine Heimat, studierte in Deutschland und wurde hier promoviert. Seine Erinnerungen an ein ländliches Korea Anfang des 20. Jahrhunderts verfaßte er ebenfalls auf Deutsch, sie erschienen erstmals 1946, wurden immer wieder neu aufgelegt und sind heute noch lieferbar.
In mancher Hinsicht könnte man das Buch von Yohng-Sang Kim fast als eine moderne »Fortsetzung« dieses Buches ansehen. Die persönliche Situation der beiden Autoren ist durchaus vergleichbar, aber Kim hat einen notwendig veränderten Blick auf ein eher städtisches Korea 40 bis 50 Jahre später, ohne Sentimentalität und im Bewußtsein der radikalen Kriegswunden und Veränderungen.
Ein erschütternder Bericht aus der Hölle Nordkorea Das diktatorisch regierte Nordkorea ist fast völlig isoliert, aggressiv und bettelarm. Und es hält rund 150.000 seiner Bürger in Lagern gefangen, die vergleichbar sind mit NS-Konzentrationslagern oder dem Gulag. Da die Lager seit Jahrzehnten existieren, gibt es inzwischen Tausende, die dort aufgewachsen sind. Einer von ihnen ist Shin Dong-hyuk. Blaine Harden erzählt die Geschichte des 1982 im sogenannten Lager 14 geborenen Shin, der bis zu seiner Flucht nie etwas anderes kennengelernt hatte als die grausame und primitive Lagerwelt. Menschlichkeit, Vertrauen, Wärme, Zuneigung und jegliche Errungenschaften der Zivilisation waren ihm unbekannt, Hunger, Misstrauen und brutale Züchtigungen hingegen Alltag. Shins Zeugenbericht gibt einen tiefen Einblick in die unmenschlichen Lebensverhältnisse, die in dieser Lagerhölle herrschen, und schildert das berührende Schicksal eines jungen Mannes, dem wie durch ein Wunder die Flucht in die Freiheit gelang.
Pressestimmen
»Hardens Buch ist ein notwendiges Dokument gegen die Gleichgültigkeit.« (WELT ONLINE, 20.09.2012 ) »Sie erzogen uns von Geburt an so, dass wir zu normalen menschlichen Gefühlen nicht im Stande waren. Jetzt, da ich draußen bin, lerne ich, Gefühle zu haben.« (Shin Dong-hyuk ) »Das Überleben von Shin Dong-hyuk trotz aller Widrigkeiten und insbesondere seine Flucht gleichem einem großen Wunder und machen seine Geschichte so unglaublich und gleichsam wertvoll, sodass sie erzählt und in die Welt hinausgetragen werden muss.« (literaturmarkt.info, 08.10.2012 )
Die fast 20.000 Bergarbeiter und Krankenschwestern, die in den 1960er und 1970er Jahren als Gastarbeiter nach Westdeutschland kamen, bilden das Fundament der heutigen koreanischen Diaspora in Deutschland. Die Lebensgeschichten der Bergarbeiter, die sich in Deutschland niedergelassen haben, sind jedoch kaum bekannt. In zehn facettenreichen lebensgeschichtlichen Erzählungen schildern die ehemaligen Bergarbeiter ihre Motive des Auswanderns, die harten physischen Arbeiten unter Tage, Familiengründungen und Berufsleben, sowie Diskriminierungen im Alltag und ihre Pläne für den Lebensabend. In allen Lebenslagen und -phasen haben sich diese Männer den Herausforderungen der Migrationsgesellschaft gestellt. Oft haben sie mit mehr oder weniger Erfolg ihren Eigensinn durchgesetzt und sich ihren Platz in Deutschland erarbeitet und behauptet. Der Zusammenhalt der Familie war ihnen wichtig. Auf eine gute Ausbildung der Kinder wurde viel Wert gelegt. Keiner bereut heute die Entscheidung, in Deutschland geblieben zu sein. Doch im Rückblick mischen sich Wehmut mit Glücksmomenten. Sie erwarten gesellschaftliche Anerkennungen für ihre transnationalen Lebensleistungen, sowohl von der koreanischen Community in Deutschland als auch von Südkorea und Deutschland.
INHALT
Danksagung
You Jae Lee: Einleitung
Kn-Chull Kim: Der ewige Wanderer
Moon-Sam Lee: Der zivile Botschafter
Jong-Ok Choi: Der Zufriedene
Jong-Seon Bak: Der Musiker
Wan-Soo Kim: Der Taxifahrer
Jai-Seung Kim: Der Mediziner
Sung-Sik Jung: Der Älteste
Chang-Sun Kim: Der Patriot
Bok-Chan Na: Der Journalist
Dong-Chul Lee: Der Gesegnete
Wie verortet sich die zweite Generation koreanischstämmiger Menschen („Ise“) in Deutschland?In zehn Erzählungen, die aus Oral-History-Interviews mit Menschen entstanden sind, die zwischen 1969 und 1989 als Kinder koreanischer Einwanderer und Einwanderinnen geboren wurden, wird dieser Frage nachgegangen. Es sind sehr individuelle Geschichten, die vom Heranwachsen im Deutschland der 1970er- bis 1990er-Jahre handeln. Sie zeigen das stetige Aushandeln von fremd- und selbstbestimmten Identitäten und beschreiben, wie sich die inzwischen erwachsenen Ise zwischen Ausnahme und Normalität, zwischen „Ausländer“- und Deutschsein, zwischen Deutschland und Korea positionieren.Die Erzählungen stellen gefestigte Vorstellungen von „deutschen“ und„koreanischen“ Identitäten infrage und zeigen die Vielfalt der Erfahrungen der zweiten Generation. Zugleich dokumentieren sie eine bisher weitgehend unbekannt gebliebene Facette der koreanischen wie auch deutschen Migrationsgeschichte.
Aus dem Vorwort
Die Idee zu diesem Buch gab es schon lange, konkrete Formen nahm es 2014 an. Der Ausgangspunkt war ein persönlicher: Ich wollte wissen, wie es für andere Ise war, in Deutschland aufzuwachsen. Es brauchte einige Umwege, um an diesem Punkt anzukommen: Nachdem vor und während des Studiums andere Themen für mich wichtig waren, begann ich mit Mitte 20, mich mehr für Korea zu interessieren. Als Amerikanistin näherte ich mich der koreanischen Migrationsgeschichte über die USA an, indem ich mich in meiner Dissertation mit der koreanischen Diaspora in den Vereinigten Staaten auseinandersetzte. So begann ich, nicht nur viel über koreanische (Migrations-)Geschichte zu lernen, sondern auch ihren Stellenwert sowohl im Herkunfts- als auch im Zielland der Migration zu erkennen. Inhaltlich kehrte ich im Anschluss nach Deutschland zurück und gab gemeinsam mit Sun-ju Choi und der Koreanischen Frauengruppe das Buch „Zuhause“ heraus, in dem die Lebensgeschichten von Frauen aus der ersten Generation geschildert werden. Danach hatte ich weiter, auch wissenschaftlich, mit koreanischer Migrationsgeschichte zu tun und bin mit diesem Buch bei der zweiten Generation und somit auch bei einem Teil meiner eigenen Geschichte gelandet. Die Umwege waren nützlich, da ich auf diese Weise die Kontexte für mich erarbeiten und erschließen konnte. Sie sind aber auch – wie viele der hier versammelten Texte zeigen – in gewisser Weise typisch für die Beschäftigung der zweiten Generation mit sich selbst und ihrem koreanischen Hintergrund.
Der Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Philosoph Mirok Li verstand die Kunst, Brücken zu schlagen zwischen Gegenständen, Menschen und Kulturen. Die hier gesammelten Lebenszeugnisse, Briefe, Artikel und seine Dissertation, geben Einblick in sein Denken und Leben in München während des Dritten Reiches und der Nachkriegszeit.
Über den Autor
Mirok Li, 1899 im heutigen Nordkorea geboren und 1919 nach der Beteiligung an einer Studentendemonstration gegen die schon 1910 erfolgte Annektierung des Landes durch Japan über den nördlichen Grenzfluß Yalu zuerst nach China entflohen und dann im März 1920 mit einem chinesischen Paß nach Deutschland gekommen, hatte alle Phasen der tragischen Entwicklungen seines Gastlandes mitgemacht. Er starb fast auf den Tag genau dreißig Tage nach seiner Ankunft, im März 1950, nur wenige Monate vor dem Ausbruch des unseligen Korea-Krieges, der seine Heimat über Nacht in aller Welt bekannt machen sollte.
Der Fluss Yalu bildet die Grenze zwischen Korea und China. Als der koreanische Student Mirok Li diesen Fluss im Jahr 1919 überschreitet, um der Verhaftung durch die japanische Besatzungsmacht zu entgehen, nimmt er für immer Abschied von seinem Land. In seinem autobiografischen Roman "Der Yalu fließt" lässt er ein wehmütig-faszinierendes Bild seiner Jugend im alten Korea entstehen.
mit Illustrationen von Im-Pok Chung
Herausgegeben von Kyu-Hwa Chung.
Ein Bild des Kindes ersteht in diesem Buch, ein Urtyp von Elternhaus, Familie und Heimat. Ein Buch, das sich an alle wendet, die sich aus jenem Paradies der Kindheit nicht vertreiben lassen, ein Buch auch für Kinder. Mehrere Jahre arbeitete Mirok Li an seiner autobiographischen Geschichte Der Yalu fliesst, die 1946 erschien, und wurde damit in der literarischen Welt der deutschen Nachkriegszeit bekannt. "Das im besten Deutsch geschriebene Buch des Jahres stammt von einem Ausländer: Mirok Li," urteilte damals die Kritik. Aus allen Teile Deutschland erfuhr er ein beglückendes Echo auf sein Buch. "Mirok Li ist nicht bloß ein Mittler zwischen Korea und dem Westen gewesen, der -- wie er einmal sagte -- die Bedeutung des ostasiatischen Denkens eigentlich erst in Europa entdeckte, sondern auch ein Mittler zwischen einer heilen und einer verletzten Welt, die sich den Festlegungen nach Ost und West entzieht. Wer die vignettenartig nebeneinander stehenden Kapitel des Buches Der Yalu fliesst unter diesem Aspekt aufnimmt, wird vieles über die -- oft etwas wehmütige -- Seele Koreas erfahren, aber unversehens vielleicht nicht weniger über tiefe, halb vergessene Schichten seines eigenen Daseins."
Nur fragmentarisch ist die Fortsetzung des bedeutenden Romans „Der Yalu fließt“ erhalten. Der hier veröffentlichte Teil schildert die Ankunft Mirok Lis in Deutschland und seine ersten Erfahrungen mit der europäischen Kultur. Zwei weitere Erzählungen aus dem Nachlass greifen Themen aus der koreanischen Heimat auf.
Über den Autor
Mirok Li, 1899 im heutigen Nordkorea geboren und 1919 nach der Beteiligung an einer Studentendemonstration gegen die schon 1910 erfolgte Annektierung des Landes durch Japan über den nördlichen Grenzfluß Yalu zuerst nach China entflohen und dann im März 1920 mit einem chinesischen Paß nach Deutschland gekommen, hatte alle Phasen der tragischen Entwicklungen seines Gastlandes mitgemacht. Er starb fast auf den Tag genau dreißig Tage nach seiner Ankunft, im März 1950, nur wenige Monate vor dem Ausbruch des unseligen Korea-Krieges, der seine Heimat über Nacht in aller Welt bekannt machen sollte.
Vor mehr als 50 Jahren kam Kyong-Tschong Rie von Korea nach Deutschland: ein junger Student mit einem Koffer voller Hoffnungen. Er war optimistisch und zielstrebig und erreichte schließlich alles, was er sich vorgenommen hatte: Er heiratete, hatte zwei Kinder und ein Haus - und auf dem Gipfel seiner Berufslaufbahn war er Universitätsprofessor und Leiter eines eigenen Instituts.
In seiner Autobiographie beschreibt Kyong-Tschong Rie seine Kindheit im noch von Japan besetzten Korea und die tragischen Ereignisse während des Koreakrieges. Und er schreibt von seinem Ehrgeiz, stets der beste sein zu wollen, vom japanischen Kindergarten bis zur Universität, wo ihm nach dem Abschluß in Metallurgie die Möglichkeit eines Auslandsstipendiums geboten wird. Er geht nach Deutschland, bleibt in Aachen bis zu seiner Promotion, um dann nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in den USA seine Karriere in Braunschweig fortzusetzen.
Kyong-Tschong Rie wird zum weltweit führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Low Cycle Fatigue (LCF – Materialermüdung bei Kurzzeitschwingungen) sowie der Plasma-Diffusionsbehandlung und Plasma Chemical Vapor Deposion (P-CVD) von Oberflächen, er organisiert zahlreiche Konferenzen zu diesen Themen im In- und Ausland (LCF-Conference, PSE/AEPSE-Conference), initiiert internationale Arbeitskreise und wirkt als Berater aller größeren koreanischen Industrieunternehmen.
In schonungsloser Ehrlichkeit schreibt Kyong-Tschong Rie von seinen beruflichen Schwierigkeiten und Erfolgen, aber auch von den privaten Schicksalsschlägen, die ihn mehr als nur einmal aus der Bahn zu werfen drohen. Und er schreibt auch davon, was es heißt, sich als Koreaner im „Goldenen Westen“ zu behaupten.
Seit den 1930er Jahren wird über das „Trostfrauen“-System der japanischen Armee diskutiert und gestritten. Es belastet noch heute das Verhältnis Japans zu seinen Nachbarn, insbesondere Korea. Gestützt auf die wichtigsten Quellen stellt dieser Band die Geschichte des Diskurses über die „Trostfrauen“ dar und erörtert und kommentiert die wichtigsten Narrative und die Gründe für ihr Scheitern. Er zeigt alternative Zugänge auf, beschreibt und bewertet die Denkmäler für „Trostfrauen“ und begründet, warum die „Trostfrauen“-Frage auch Deutschland und die Deutschen unmittelbar betrifft. Als analytischer Bezugsrahmen dient die Diskurstheorie von Jean-François Lyotard.INHALT 1 Vorwort: Schutt und Asche 2 Eine Diskursgeschichte der „Trostfrauen“ Verbrechen unter Vorbehalt Myitkyina Semarang Shanghai „Blüten auf dem Schlachtfeld“ Das Schweigen der Frauen, das Geschwätz der Männer Der Wille zur Wahrheit Der Bürgerkrieg der Sprache Jungfrauen, Sklavinnen, Prostituierte? „Unsere Sinne waren wie gelähmt“ 3 Dem Widerstreit gerecht werden Alternative Wahrheitseffekte Denkmäler Die Deutschen und das Schweigen des Vergessens Schrifttum Quellen Index
Als der Medizinstudent Mirok Li im Jahr 1919 aus Korea floh, um der Verhaftung durch die japanischen Besetzer zu entgehen, fand er in Deutschland eine neue Heimat. Durch sein schriftstellerisches Werk wurde er zu einem wichtigen Vermittler zwischen koreanischer und deutscher Kultur. Sein Leben und Werk wird in dieser Biographie eingehend beschrieben.